20. Mai 1861

(...) um 11 Uhr kam plötzlich Hr. Professor. Ich dankte ihm für seine Mühe u. er war gut u. freundlich, u. froh, daß es mir weniger übel war. Er will mich heute nicht anstreichen, morgen soll ich ein Klystier nehmen u. Abends will er wieder kommen, um die Blatter größer zumachen. Ich sagte ihm, wenn es schon weh thue, so sei doch Alles besser, als das ewige Übelsein. Er richtete mir meine Uhren nach der seinigen, fragte wieder wegen dem Essen u. fing dann v. Asyl an. Er sei heute dort gewesen seiner Patientin gehn es gut, hingegen habe er mit Hr. Cloetta wegen Henriette geredet und müsse uns sagen, daß sie nicht mehr zu uns kommen kann. Auch jezt, trotz der Ruhe daure das Blutspeien fort, u. er könne uns nur rathen sie gleich v. Asyl aus, heimzuschicken. Wäre sie vielleicht schon früher heimgekommen, so würde sie jetzt gar nicht mehr leben, wir hatten unser Möglichstes gethan u. könnten deßhalb ruhig sein! Er werde heute Hr. Cloetta schauen u. mit ihm das Nähere abreden. Er kam dann zu mir, ich mußte ihm die Hand geben, u. ihm versprechen mich nicht zu sehr zu grämen, u. mir nicht der Appetit zu verderben. Wie Leid that mir das Alles, u. doch bin ich froh, daß er selbst es uns gesagt hat. Kaum war er dann fort, als Mama die Magd aus d. Hard zu mir brachte. Sie ist sehr wüßt, aber einfach u. eher scheuh, wir nehmen sie jedenfalls auf Probe, u. sind froh Jemand gefunden zu haben. (…)

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14. Mai 1861

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27. Mai 1861