5./6. Mai 1861
5. Mai 1861. (...) Später kam noch Mama und Nanny, und als es schon dunkelte noch H. Prof. Er war aber sehr ernsthaft u. fand meinen Puls ganz zapplig. Nanny konnte sich nicht enthalten hineinzukommen, und das vertrieb ihn bald wieder. Er scheint wieder ganz ängstlich, und will mich einmal am Tage sehen. (...)
6. Mai 1861. Jch hatte eine unruhige Nacht; am Morgen aber machte mir Mama eine große Freude, indem sie sagte, sie habe selbst an Ottiker geschrieben und von ihm eine recht artige Antwort erhalten. Er wäre bereit sein Land zu gutem Preise abzutreten. O kann ich der lieben guten Mama dankbar genug sein! Lehre Du mich, mein Heiland, ihr noch viel Freude machen! (...) Nanny kam und machte mich betrübt, indem sie sagte, man kaufe das Land mir zugefallen. (...) Nach 5 Uhr, kam plötzlich H. Prof. mit hellem, freudigem Gesicht. Er fand mich heute ordentlich, und erzählte uns viel. Zuerst redeten wir v. Ottiker u. v. Beckenhof, dann von Elisens Kindern. Er sagte er wolle sich bei uns erwärmen, dann kam plötzlich Papa; u. die ganze Gesellschaft (Mutter, Vater, Nanny, Professor) saß ringsum mein Bett herum. Sie redeten zuerst von d. Brunnen in der Natur, von Rasiermessern, H. Prof. sagte, an seinen Rheumatismen seien die weiten Gebärmel (unklar) schuld. Nachher kam er auf seine Jnstrumente, und sagte man habe jetzt in England so prächtigen Stahl für die Instrumente, doch kämen jetzt die besten u. feinsten v. Paris. Er sei letzthin auch in einer gedrückten Stimmung gewesen, wie das zu weilen der Fall sei, und da habe er gesagt, es wäre am besten, er schlösse den Kasten ganz zu, und gebe alle Operationen auf, das sei nichts mehr für ihn. Sie haben ihm aber zugesprochen, und bald nachher habe er f. H. Cloetta etwas machen lassen, und habe dann selbst sagen müssen, es sei doch verflucht nett. Jch begriff gut, daß man in seine Instrumente ganz verliebt werden kann. Er erzählte uns dann noch viel von seinen Operationen, wie er das Mechanische so gern thue, und sich gar nicht dabei fürchte. Nachher habe er dann aber gleich der Angst: aber wird es auch gelingen? Das mache ihm dann die Sache so schwer. (...) Nachdem ich ihm gedankt, u. gesagt, ich könnte ihm Stunden lang zuhören, ging er freundlich fort, nachdem er noch Freude darüber gehabt, daß mir seine Suppe gut geschmeckt habe. Er wolle mir lieber so was verordnen als Arzneien, sagte er. Abends kam noch Ottiker zu Mama u. sie redete lange mit ihm. Es war aber gar nichts mit ihm zu machen; er will durchaus nur das ganze große Stück verkaufen u. das ist uns viel zu viel. 60000 Fuß meistens nicht einmal an der Straße. (...)