7. Mai 1861

Anfangs in der Nacht konnte ich nicht schlafen, später ordentlich. Ziemlich früh aufstehen, u. ganz unerwartet kam. H. Prof. Jch empfing ihn im Salon, u. er gab mir freundlich die Hand, u. sagte, er wolle mich einmal am Tage sehen. Er war zufrieden mit meinem Aussehen, sehr guter Laune und hofft, die Schmerzen werden nun doch nach u. nach aufhören, doch könne es nur mit kleinen Schritten gehen; er sei schon darüber zufrieden. Dann nahm er plötzlich etwas aus dem Sack, um es mir zu zeigen, u. es waren 2 schöne Lanzetten, von dem feinen Stahl, von dem er gestern gesprochen. Er machte sie für mich auf, u. sagte, er habe sie für den Nothfall immer in d. Tasche. Nachher nahm er dann noch seine Brieftasche hervor u. sagte, das seien nun seine gewöhnlichen Jnstrumente, mit denen er das Meiste operiere. Da waren Scheren, eine feine Zange, ein Bauchmesser u. ein winziges Messer. Dann wieder ein gebogenes Instrument, vorn mit einem Kropf, um Brüche zu operieren, u. nicht die Därme zu zerschneiden, und noch Allerlei. Er erklärte uns Alles ganz genau, und wir sagten dazu brauche es geschickte Finger; aber unter seinen Händen und mit solchen Jnstrumenten könne, es gewiss nicht sehr weh thun. Er erzählte uns dann noch v. einem Beinbruch, wo er den Knochen habe absägen müssen, sagte dann aber jezt wolle er mich nicht länger ermüden; ich solle schnell zu Bette gehe.

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5./6. Mai 1861

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8. Mai 1861