1./2. Mai 1861

1. Mai 1861. (...) Es geht ihr recht gut, sie ist vergnügt u. ganz vernünftig, nur wünscht ihr Mann Kinder zu haben, u. dazu sei jezt noch keine Aussicht. (…)

(...) Er war sehr ernsthaft, morgen soll ich Pillen u. ein Klystier nehmen; er rieth mir noch einmal v. einer Sulzpastete u. v. einer Wurst zu essen u. ich will es versuchen. Jch erzählte ihm v. meinen Besuchen, er sagt aber ich solle das nicht anfangen, es schade mir nur, und dann müsse es Mama entgelten. Jch sei ja nicht eine Person v. d. zu fürchten sei, sie komme nicht mehr unter d. Leute, wie es oft solche gebe, die zu ihm sagten, ich bin am liebsten zu Haus und allein. Jch sagte, wenn das je mit mir der Fall wäre, so solle er mich doch hinausschicken u. mich nicht nervös werden lassen. Er entschuldigte sich aber gleich, u. sagte, ich sei nicht damit gemeint gewesen. Jch komme schon wieder heraus u. mein Kopf werde auch wieder besser. Er freute sich, daß mir die Pulver nicht schaden, u. wünscht nur daß die Klystiere nicht mehr nöthig wären, das wäre ein großer Fortschritt. (...)

 

2. Mai 1861. (...) Prof macht sich sorgen, wie das erst wird, wenn man die Fröschengrabenstrasse baue. Jch sagte ihm aber gerade, das quäle mich, daß ich die Sache nicht aufnehmen könne, wie ich sollte; ich habe sonst so oft und gern an d. Himmel u. ans Sterben gedacht, u. dann könne ja man sich in alle Prüfungen schicken, weil man wisse, daß man nicht hier bleibe. Aber jetzt seien mir alle diese tröstlichen Gedanken verborgen, u. die Erde mit ihrem Kummmer ziehe mich mehr u. mehr hinab. Auch darauf gab er mir freundliche Antwort, und blieb so gut u. geduldig bis gegen 7 Uhr bei uns sitzen. (…)

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27. April 1861

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3. Mai 1861