13./18. März 1863

13. März 1863 (…) Später wollte ich dann noch der Köchin helfen ein Güggel aufrüsten, wurde aber böse daß sie mich ganz allein machen ließ. Unterdessen wurden dann aber die Andern im Zimmer (Stokars und Schindlers) böse über meine Abwesenheit, u. Elise machte mir dann so Vorwürfe, daß es mir ganz auf d. Magen schlug. Da ist eben doch Niemand so geduldig mit mir wie meine lieben Eltern u. mein guter Doktor. (…)

18. März 1863 (…) (Pfarrer Hirzel) wandte sich dann an mich, u. ermunterte mich sehr doch mein Schaffen u. Wirken nicht für nichts zu achten; das was ich in meiner Kankheit für Andre thun könne, mache mir doch am Meisten Freude. Das ist wohl wahr, wenn ich nur Kräfte hätte; aber gerade das war bis jetzt mein Trost, dass geduldig leiden oft besser sei als viel thun. Essen konnte ich dann gar nichts, sondern war froh, ganz ruhig zu bleiben, die Augen zu schliessen u. mich ein wenig zu erholen. Gottlob kamen dan keine Besuche mehr, da das Wetter ganz arg war, ich blieb, las u. arbeitete und hatte so sehr vieles zu erwägen u. zu bedeuten über das ich mit gar Niemand reden möchte. Mein Kopf ist jedenfalls angegiffen, u. ich bin jetzt gar nicht urtheilsfähig! Abends war ich mit Marie allein, Papa u. Mama in Gesellschaft bei Nanny: Ich nahm sie ins Wohnzimmer u. sie redete mir davon, das sie doch bald heiraten will, was uns auch wieder eine Sorge wäre. (…)

Im Engenweg wird ein Lehenhaus gebaut. Später werden Lehleute gesucht dafür. (…)


Pfarrer Heinrich Hirzel (1818-1871) ist zu der Zeit Diakon im St. Peter und kommt als Seelsorger zu Pauline, um ihr den Segen Gottes zu bringen. Deine Schwester Nanny mag Pfarrer Hirzel gar nicht, wie Du in anderen Stellen des Tagebuches schreibst. Du lässt Dich von der Schwester verunsichern, schreibst dann aber wieder, dass Du nichts an ihm auszusetzen hast. An diesem Tag versuchte er Dich offensichtlich aufzumuntern und dafür zu Sorgen, dass Du Dich selbst mehr wertschätzt.

Du hingegen sprichst davon dass Du es besser findest, geduldig zu leiden statt viel zu tun, etwas, das vielleicht mit Deiner Zeit zu tun hat, denn für mich im 21. Jahrhundert ist das schwer nachvollziehbar.

An dem Tag kamen offenbar sonst keine Besuche, was zu Deiner Zeit definitiv die Ausnahme war und nicht die Regel. Fast täglich geht Deine Mutter Freunde besuche, fast täglich erhält ihr Besuch. Offenbar gehörte das einfach zu Eurem Alltag.

Marie, die Abends mit Dir im Wohnzimmer ist, ist die Magd. Wenn sie heiratet, verlässt sie ihre Stelle als Magd, was für Dich un Deine Mutter viele Umtriebe mit sich bringt. Es ist nicht ganz einfach, eine neue Magd zu finden.

Zurück
Zurück

12. März 1862

Weiter
Weiter

28. März 1863