16. Juli 1861

Nach einer ziemlich guten Nacht fasste ich am Morgen die besten Vorsätze, war aber wieder zu schwach, u. weinte, als mir Mama zusprechen wollte. Als ich dann hinabkam, wußte ich gar nicht, was machen. Müssig gehen mag ich nicht, u. im Haus hat es Mama nicht so gern. Jch erlas ein wenig Bohnen, hatte aber so müde Beine, daß ich schon nach 10 Uhr z. Bette ging. (...) Sie kam aber bald wieder, früher als ich sie erwartete, wohl wegen d. Doktor, der heute noch nicht dagewesen. Er kam dann gegen 5 Uhr u. brachte mir was? Ein Fliegengärneli mit dem er mir dann sogleich drei fliegen fing, die mich geplagd hatten. Ist er wohl zu Fuß gekommen, u. hat es selbst getragen? Er sagte er habe unterwegs Schmetterlinge gefangen Wie gut war er dann wieder u. wie freundlich! Er fragte nach Allem, verordnete mir Pillen, Klysier, u. ein Bad so auf übermorgen. Jch könne es ja leicht allein nehmen, wenn auch Mama im Heinrichsbad wäre! Sie verklagte mich dann wegen meiner Verzagtheit, u. ich sagte ihr, es ärgern mich, daß ich noch so wenig Energie habe. Er war aber sehr gut, u. sagte, das gehe nicht so schnell, der Hals u. die Drüsen seien keine Einbildung, sondern ein Beweis, daß immer noch etwas da sein. Jch glaube jetzt nur, weil schon viel besser geworden, sollte Alles gut sein. Wie gut ist er doch gegen mich. (…)

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14./15. Juli 1861

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18. Juli 1861