21. Juni 1859

Am Morgen war ich früh auf, hatte jedoch wegen meinen Vorbereitungen wenig Zeit zur Erbarmung. Verzeih mir, o mein Heiland! Die liebe Mama begleitete mich dann in d. Bahnhof, u. in einem schönen Cauge fuhr, ich um 10 Uhr bei schönem Wetter ab. Ich blieb ganz allein. In Olten wechselte man die Wagen, es war recht unheimlich, dazu fing es anzu regnen, so daß man wenig v. der Gegend sah. Als ich in Hindelbank an kam, waren 2 Damen da, dazu Amelie v. Flach um uns abzuholen. Etwas verwirrt kam ich im Schloß an wurde von der lieben Cecile Böhmer freundlich empfangen, u. Cecile Escher schultend, u. bald gings im allen Estzimmer zum Essen. Frau Forstmeister-Finler war auch da, u. Frau v. Velinen nebst Emma Neiger, u. Frau Wyß-Neiger, alles nette, rusige damen. Frau v. Erlach ist immer noch im Bett, wir aßen allein mit Herr. v. Erlach u. nach Tische ging man in d. Salon z. Kaffee. Dort gingen dann die Berathungen wegen der Heimreise an, Cecile Escher will mich Wohl behalten, mußte aber ihr Zimmer noch aufräumen, u. mit Frau Hierler, hätte ich reisen können. Den Ausschlag gab am Ende Frau v. Erlach, welche mir sagte, ich wünde sie dann Abends noch ruhig sehen können, u. mein Kopfweh, welches mich sehr plagte. So ließ ich denn die andern abreisen u. blieb allein da, zuerst bei Cecile, u. dann später wieder zum Thee im Schloß. Es regente stark, so daß wir keinen Augenblick ins Freie konnten. Frau v. Erlach kam dann zu uns, und wir blieben bis 1/2 10 Uhr in ihrem Zimmer sizen. Die liebe Cecile Böhmer ist Mazer geworden, sonst aber immer die nämliche freundliche gute Cecile, bescheiden u. treuherzig, schweiger ich Fredend und anspruchslos. Gegen 10 Uhr ging ich dann in meinem früheren Zimmer bei Cecile Escher zu Bette, u. war sehr froh, meinen heißen Kopf auch die kühlen Kissen legen zu können, mit herzlichstem Dank jenen Gott für Seine treue Hülfe.

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19./20. Juni 1859

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22. Juni 1859