6. März 1863

(…) Die Kinder lärmten u. machten mich müde, Amalia schrieb ein Billet, um wegen Maskenkleidern ein Buch z. entlehnen. Dieß betrübte mich ein wenig, Mama redete mit Nanny darüber, u. ich wurde dan böse u. hässig, so daß ich mich gar nicht mehr erholen konnte, u. einen großen Theil d. Abends ohne z. essen in m. Zimmer blieb. Obschon die liebe Mama dann später noch so nett Klavier spielte hatte ich keine Freude, u. konnte es nur nicht über mich bringen, vor Nacht noch in mich zu gehen. (…)


Die lärmenden Kinder, das sind Deine Neffen und Nichten, die wöchentlich bei Euch “parkiert” werden. An dem Tag sind es wohl Elisabeth (1855-1921) gewesen, die du Betheli nennst, mit ihren Brüdern Martin (1858-1927) und Dietrich (1856-1936), mein Urgrossvater. Auch die kleine Schwester Marie (1861-1942) ist schon auf der Welt, aber vielleicht noch zu klein für den Besuch. Den Tagebuch vertraust Du an, dass die Kinder etwas an Deinen Nerven zehren, und Du froh bist, wenn sie wieder weg sind. Später im Leben wirst Du ein Teil der grossen Schindler-Escher-Familie, und Du wirst enge Kontakt zu Deinen Neffen und Nichten pflegen. Bekannt ist, dass Du mit Dietrich Dein immer wieder in Austausch standest. Im Schindler-Bestand des Staatsarchivs sind einige Briefe und Fotografien aufbewahrt, die dies belegen.

Du musst ein bisschen ein aufbrausendes Temperament gehabt haben, wie Du nicht nur an diesem Tage Deinem Tagebuch beichtest. Die Ruhe und religiöse Andacht ist Dir wichtig im Alltag, auch wenn Du oft beklagst, dass es Dir nicht gelingt, in die richtige Stimmung dafür zu kommen.

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5. März 1863

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7. März 1863