3.-5./12. Juli 1863
3. Juli 1863. (…) Nachmitgs mit Mama im Visitenzimmer arbeiten, da es sehr heiß ist. Abends Elise u. die Kinde später H. Schindler, das Getümmel machte mich aber wieder sehr müde, und als dann später Caspar u. Elise wegen der Kindererziehung noch zankten bekam ich ganz genug u. zog mich in mein Zimmer zurück. (…)
4. Juli 1863. (…) Herr Professor kam bald nach 1 Uhr, er brachte das Rübli mit Dank, u. die Bohnen scheinen ihn gefreut zu haben. Er war wieder sehr gut gestimmt, fragte mich Alles ausführlich, sprach mir Muth zu, und ermahnte uns wo möglich am Montag nach Baden zu gehen. Er erzähte uns dann noch Allerlei, von Fritz Pestaluz, v. d. vielen armen, u. schlichten Leuten u. u. Hr. Cloetta, der so viele Straffälle zu besorgen habe. Besonders beschäftige ihn jetzt eine Kindsmörderin in Bonstetten deren Geschichte er mir dann nur zu ausführlich mit allen Details erzählten diese wolle gar nicht sagen, wo sie ihr Kind, hingeschafft habe. (…)
5. Juli 1863. (…) Bald fuhren Papa u. Mama in die Eierbrecht (zu Nanny und Hans Stockar-Escher). Ich setzte mich mit Marie u. der Arbeit auf die Zinne wo ich einen ruhigen Abend hatte und nur böse wurde als Babeli erst gegen 9 Uhr heimkam, und man wieder für sie lehen mußte. Essen konnte ich dann nichts mehr, als einiges Brod, hatte Dann auch Nachts schlechte Träume und war am Morgen sehr müde. (…)
12. Juli 1863. (…) Mama kam dann auch u. Hr. Professor erzählte zuerst sehr lustig v. Frau Oberrichter (Ulrichs Trilette - unkar), und tödete dann eine Fliege an seinem Kopf wobei es ganz klatschte und er lachte, dann aber fragten wir ihn, ob sie heute ihr Essen hätten, u. er wurde ganz ernst u. sagte das würde für sie nicht passen. Wir durften nicht fragen, (un begegnet sei-unklar) u. er erzählte dann von selbst, daß Konrad Muralt ganz angegriffen im Kopfe und jetzt bei ihnen sei, da man ihn nicht mehr zu Hause habe lassen können. Aber wie das traurig ist, dieser gute junge Mann! Hr. Professor glaubt wohl, die Erziehung sei ein wenig Schuld, er habe eben doch keinen rechten Beruf. Leider wurden wir aber durch Papa unterbrochen, u. Hr. Prof. ging bald. Mich hat diese Nachricht sehr aufgeregt. Ich kann mir einen solchen Zustand so leicht denken und muß nur beten, daß der treue Gott mich vor Ahnlichem bewahren wolle. (…)
An diesem Tag erfahren wir eine der wenigen lustigen Ereignisse mit Herrn Professor. Gleichzeitig aber bahnt sich eine traurige Geschichte an. Konrad Muralt war der Schwiegersohn von Herrn Professor. Im Fotoalbum von Pauline Escher befindet sich folgendes Bild von ihm: