22./24. Oktober 1863
22. Oktober 1863. (…) Am Morgen war ich dann aber doch sehr müde und immer noch fiebrig, so daß Mama f. Hr. Cloetta schickte, der dann auch schon vor dem Essen kam. Er war jezt recht mitleidig, fühlte in mir Mund u. glaubt es müsse aufgehen, da es mir jetzt inwendig weher tut. Er sagte, ich habe ziemlich Fieber, u. müsse ganz ruhig bleiben. Muth machte er mir gar keinen, indem er mir noch erzählte, wie Herr Professor eine so schlechte Nacht gehabt, daß er jetzt selbst glaub,e es müßte im Unterleib etwas nicht richtig sein, was Hr. Prf. Sets behaupte. Das gab mir natürlich d. ganzen Tag viel zu denken, und Nanny vermehrte dann Abends noch meine Unruhe, indem sie immer von Aufgeben des Berufes sprach! Ach wie traurig das für uns alle, auch Mama wäre es zu leid ihn in ihren alten Tagen nicht mehr zum Arzt zu haben. (…)
24. Oktober 1863. (…) ich las und betete unterdessen für mich, u. blieb dann ganz ruhig bis um 1/2 12 Uhr Herr Cloetta kam. Er war heute recht gut, verschrieb mir eine Arznei u. hofft, es werde bald besser gehen. Er erzählte mir viel v. Hr. Professor, der nun 2. Nächte ordentlich geschlafen habe, u. wenig Neus nicht schlimmer sei. Doch fürchte er nun selbst vor dem Frühjahr komme er nicht aus dem Hause, und er glaube er werde dann ein ganz andrer Mensch geworden sein. Auf meine Befürchtung aber ob er dann auch wieder zu seinen Patienten könne, beruhigte er mich ganz. Er wüßte nicht warum nicht, und müßte er jährlich 2 mahl aus ruhen. O wie dankbar war ich für diese Nachricht, wie gern will ich mich gedulden, wenn ich nur für meine l. Eltern wieder besser Aussichten habe.