21. Oktober 1863

(…) Jch flickte soviel als möglich, aber der Abend wollte gar nicht vorbei gehen so war mir fiebrig u. trümmlig. Jch aß noch ein wenig Gries, aber als ich dann ins Bett kam war es in meinem Körper wie lebendig, ich konnte keinen Augenblick still liegen, fror zerst, u. war dann wie im Feuer, kam aber nicht in den Schweiß. Ich hörte jede Viertelstunde schlagen, u. glaubte den Morgen gar nicht erleben zu können! Wie glücklich war ich dann über den ersten Hahnenschrei und gar als dann die liebe Mama hinauf kam, nach der ich so oft in Gedanken geseufzt und gerufen. Es war mir aber recht schlecht, wen ich aufstehen wollte drehte sich Alles und im Magen war mir wieder so übel u. schlecht wie lange nicht mehr. Mama wollte zuerst zu Herrn Cloetta schicken, da wir doch mit einem Weilchen bangues (unklar) zu Herrn Professor schickten. Da er aber erst gestern Abend dagewesen, und zwar ziemlich eingehend u. artig, u. auch v. Hrn. Professor erzählt hatte, so mochten wir doch nicht gern. Er hat erst gestern meine Zunge um ihre rothen Punkten gesehen, die ihn gar nicht überraschte. Doch wie gesagt, war er viel artiger gewesen als das letzte Mahl. Auch gegen Abend wollte Mama noch schicken, da es mir beim Aufstehn ganz übel wurde aber am Ende ließen wir es doch sein, ich ging gleich wieder ins Bett und es that mir nur leid, daß die liebe Mama jetzt ihre Wäsche so ganz allein fertig machen mußte. Und doch bin ich froh, wenn man mich mir allein lässt.

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19. Oktober 1863

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22./24. Oktober 1863