24. Januar 1862

(...) Am Morgen befahl ich so recht v. Herzen, alle meine Sorgen, die Magd anbetreffend, dem lieben Gott. Möge Er doch Alles gut machen! Unser Sorgen u. Laufen nüzt eben gar nichts. Karoline erhielt früh einen Brief ihrer Schwester, welche nächstens heimgeht, und gar zu gern an unsern Platz käme. Mama will nun mit dem Tagblatt noch warten, bis sie selbst mit ihr gesprochen hat.

(...) Dann fragte er noch nach Maries Fingern, u. sagt, sie solle nur auch Nachts den Fingerhut aufsezen, um ihm eine artige form zu geben, und dann sagte er noch, wie froh er in d. letzten Tagen über den Nachtrock gewesen sei; er gebe ihm so warm, u. er habe so gar ein wenig darin geschwitzt. Er habe ihn eigentlich nur bei festlichen Gelegenheiten tragen wollen, denn er möchte ihn nicht verschmieren, u. als wir sagten, das thue er gewiß mit keinem Kleidungsstück, sagte er, aber wenn die Kinder da seien, u. ihn mit schmuzigen Fingern berühren, so reue es ihm, aber seine Frau habe doch gesagt, er solle ihn jetzt tragen, u. nicht bis im Sommer warten. Mama sagte: Ja gewiß, wenn der fertig sei, mache ich ihm wieder einen neuen, was ich freudig bestätigte.

(...) Als sie um 7 Uhr fort war, nahm ich Marie zu mir, die mir ihre ganze Lebensgeschichte erzählte. Sie hat wirklich den Vater nicht gekannt, der aber ein reicher Baurensohn ihre Mutter nicht heirathen durfte, weil sie arm war. Aus Kummer sei sie bald nach ihrer Geburt gestorben, u. sie dann bis zum 5ten Jahr in Ecoteaux gewesen, u. dann nach Colombier gekommen. Jn Lausaunne habe sie dann auch eine Bekanntschaft mit einem Baurenknecht, der ihr bis jetzt immer treu geblieben. Da aber ihr Pathin (unklar) finde, sie sei zu jung zum Heirathen, so habe man sie nach Zürich geschickt, und sie denke, sich hier etwas ordentliches zu ersparen. Jch bestätigte sie darin, u. sagte, sie solle sich nur Mühe geben, Mama meine es gut mit ihr, u. dann werde gewiß noch Alles sich gut lösen.


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