26. November 1861

(…) H. Prof. kam ziemlich früh. Marie darf immer gar nichts machen mit ihrer Hand, in einigen Tagen werde er dem Verband abnehmen. Er saß dann in meinem Zimmer noch zu uns, und erzählte uns, daß Julie Kienast nun wirklich das Nervenfieber habe. Er redete noch lange von Asyl, und sagte es sei eben ein Übelstand, daß die Frauen, eigentlich die besser Krankenwärterinnen, zu gewissen Zeiten immer viel empfänglicher für ansteckende Krankenheiten, überhaupt für Krankheiten, seien. Er glaube immer, eine reiche Bauerntochter würde im Asyl viel mehr ignorieren, denn es sei jedenfalls eine recht schwere Nelle (unklar). Nachdem er uns dann noch lange Allerlei erzählt v. d. Diakonissen u. sof. ging er dann wieder u. sagte ich solle mich auf Abends recht freuen, da Amalia komme. Kaum war er fort, so kam Lisette Müller, dann machte ich Obst bereit f. H. Schlumberger, welcher Nachmittags kam. Jch wurde aber wieder recht müde bis 4 Uhr arbeitete dann allein f. Amalia, da Marie anfängt, gar nichts mehr zu thun, und um 5 Uhr kam sie schon. Papa u. Mama tranken mit uns Thee, u. Amalia war artig, u. ärgerte mich recht, daß sie so geringschätzig von ihrem Vater redete. Er erzähle ihnen immer die alten Geschichten aus seiner Jugend, u. glaube stets ihre Kinder sollten auch so einfach erzogen werden. Beim Essen gebe es oft wegen der Zwist am Tische. Verdruß mit Robert, der sich nichts sagen lassen wolle. Auch lachte Amalia, daß er uns gesagt, er habe dieses Jahr noch keine Rüben gehabt. Frau Prof. geben ihm keine, da es H. Cloetta, angerathen habe. Sie lachte, daß er von solchen Sachen mit uns rede, aber gerade deßhalb habe ich ihn lieb, u. ist er mir heimlich, weil er so einfach bleibt. Jch wollte Amalia wäre es auch mehr. Jch aß Abends ein wenig Kastanien. A. ging um 8 Uhr heim, u. ich gleich nach dem Nachtessen sehr müde zu Bett.

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