23. Oktober 1861

(…) Heute sollen wir fertig glätten; ich stand daher am Morgen ziemlich früh auf, da ich viel zu sticken u. aufzuräumen habe. Gegen Mittag war ich gerade in meinem Zimmer, als ganz unerwartet H. Professor kam. Er wollte zuerst hinaufkommen, ich empfing ihn aber unten, u. er war sehr gut u. artig, und blieb lange bei uns. Jch klagte ihm Allerlei, u. daß ich noch so gar nicht bei Kräften sei, er verwundert sich aber nicht darüber u. sprach mir nur zu, mich nicht so sehr zu ermüden. Nachher erzählte er uns dann noch von einer Jungfer Blumer von Glarus, deren Hochzeit plötzlich rückgängig geworden sei, und zuletzt fragten wir ihn nach um Rath wegen dem großen Hund. Sehr klar und überzeugend rieth er uns ab, einen solchen zu nehmen aus vielen Gründen, die wir ihm zugestehen mußten, und als er dann fort war, mußten wir nur wieder sagen, wie herrlich es doch sei, mit jemand so klar u. vernünftig reden zu können. Wie lieb habe ich ihn doch, und wie freue ich mich, ihm noch zuweilen zu sehen. Beim Essen gings ordentlich. Zum dessert hatte ich aber keinen Appetit, da ich mit einem gesottnen Erdapfel meinen Magen ganz gefüllt hatte. Nachmittags ging ich für einige Stunden ins Bett, stand Abends wieder auf ging noch ein wenig ins Freie, dann waren wir allein heimlich beisammen. Die Glätterinnen wurden bei Zeiten fertig, und erhielten Sauser u. Essen. Wir versorgten noch die Wäsche.

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19. Oktober 1861

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1./2. November 1861