14. August 1861
(...) Um 11 Uhr ging ich ins Bett, hatte aber viel Fliegen, die ich glücklich fangen konnte. Bis zum Essen bekam ich ziemlich Hunger, u. konnte dann mit ordentlichem Appetit einen schönen Erdäpfel u. eine halbes Cotelette essen. Die Kinder waren da und ziemlich artig, doch war es sehr heiß u. ich schlief nach dem Essen. Später las ich ein wenig. Betheli hatte Zahnweh und Frau Schultheß-Meis besuchte mich. Sie war sehr artig, und ich hatte recht Freude, sie wiederzusehen, und auch ein mehr Muth dazu. Nur schlug es mir wieder auf den Magen und ich hatte wenig Appetit zur Milch. Nachher stand ich auf, die Kinder gehen um 1/2 7 Uhr heim, da Elise nicht kam, und wir machten einen Gang ums Gut. Als wir zurück kamen, war H. Professor im Hausgang. Wir nahmen ihn ins Zimmer, Papa kam auch, und er war sehr guter Laune. Wir redeten v. Senfteig, u. er erwiederte sich daß er mir nicht weh gethan, u. war froh, daß dieß mir für die Schmezen hilft, die ich jedenfalls jetzt weniger habe. Er fragte nach d. Klystier, u. auch nach dem Essen, u. rieth uns die Bohnen mit einem Hobel z. beschneiden. Er war sehr gesprächig u. sagte dann plötzlich, ich solle mit ihm hinauskommen, dann werde ich erfahren, wo man solche Hobel bekommen könne. Jch dachte gleich Frau Professor sei da, u. richtig war sie im Garten. Jch ging ihr entgegen, um ihr zu danken für das, was sie mir Alles geschickt hat. Sie war recht artig, und sass zu uns auf die Zinne. Auch ich mußte natürlich zu ihnen sitzen, ob schon es mir schon fast zu spät u. zu kühl war. H. Stokars waren unterdessen immer fort, u. kamen erst, als H. Prof. bald wieder gingen. Er gab mir freundlich die Hand, u. auch sie war recht freundlich. Zwar warf mir dann Mama nachher vor, ich sei zu munter gewesen, aber ich konnte fast nicht anders.