25. Juli 1863

(…) Ich fühlte mich zwar den ganzen Abend kalt u. unbehaglich aß aber doch noch Suppe, u. ging zu Bett ohne etwas Böses zu ahnen. Bald bekam ich dann aber so heftigen Frost, daß es mich ganz schüttelte unter vier Decken, und ich recht Angst hatte, und viel ans Sterben denken mußte. Der Gedanke an meine armen Eltern plagte mich sehr, obschon die Erde mich einestheils nicht reuen würde. Dann aber wieder der Gedanke an alle meine Sünden, die mich v. meinem Heilande trennen, u. der Gedanke an die viel verlorenen Tage. Ich war recht bang bei mir selbst, und bat Gott v. Herzen mir noch eine Gnadenfrist zu geben, u. damit zugleich Muth u. Kraft sie treulich zu benützen. Nach u. nach fühlte ich dann eine starke Hitze kommen, und am Ende brach ein tüchtiger Schweiß aus, in welchem ich dann bis am Morgen geduldig liegen bleiben mußte. Gottlob konnte ich doch ruhig liegen, aber so bald ich die Augen schloß, kamen mir wieder dumme Bilder vor. Am Morgen erschrack Mama, ich hingegen war froh, daß die Nacht vorbei u. da wir Hrn. Professer ohnedieß erwarteten, schickten wir nicht zu ihm hingegen behielt mich Mama im Bett. Er kam dann wirklich nach 11 Uhr u. war etwas besorgt mich im Bett zu finden. Er visitierte mich wieder einmal ganz, glaubte zuerst ich hätte eine Aufregung gehabt, oder dann müsse es v. Wetter sein. Hingegen hoffe er doch, es gehe bald vorbei, ich solle im Bett bleiben bis Abends u. dann recht ruhig sein! er erzählte uns dann noch ein Gespräch mit Hr. Zangger über Maße u. Ottikerhaus, u. ging dann fort indem er wünschte, mich nächstes Mahl wieder unten anzutreffen. Mama brachte mir ein wenig Reis ins Bett, doch ist mein Magen ganz verdorben, ich hatte auch wenig Ruhe, sondern war sehr aufgeregt. (…)

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22. Juli 1863

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30./31. Juli 1863